Karate Geschichte

Geschichte der Karate Kampfkunst

Karate (jap. "kara" ist der japanische Rufname für China und "te" bedeutet Hand bzw. Kampfkunst) ist eine Kampfkunst, als deren Geburtststätte die Insel Okinawa gilt, welche ca. 500 Kilometer südlich der japanischen Hauptinsel Kyūshū liegt. Damit waren die chinesischen Ursprünge bereits im Namen der Kampfkunst manifestiert. Aus politischen Gründen (Nationalismus) ging man dann in Japan dazu über, die Schriftzeichen für "leere Hand" zu verwenden. Das neue Zeichen wurde wie das alte "kara" gelesen und war auch von der Bedeutung her insofern passend, als im Karate meist mit leeren Händen, also ohne Waffen gekämpft wird.

Der Weg des Karate von China nach Okinawa

Bereits im 14. Jahrhundert unterhielt Okinawa, damals Zentrum des unabhängigen Inselkönigreichs Ryūkyū, (heute ein Teil der gleichnamigen Präfektur Japans) rege Handelskontakte zu Japan, China und Korea. Die urbanen Zentren der Insel - Naha, Shuri und Tomari - waren damals ein wichtiger Umschlagplatz für Waren und boten somit auch ein Forum für den kulturellen Austausch mit dem chinesischen Festland. Dadurch gelangten erste Eindrücke chinesischer Kampftechniken des Quanfa/Kempo nach Okinawa, wo sie sich mit dem einheimischen Kampfsystem des Te/De vermischten und sich so zum Tode, Okinawa-Te weiterentwickelten.

Die wirtschaftliche Bedeutung der Inseln führte dazu, dass sie ständig von Unruhen und Aufständen heimgesucht wurde. Im Jahre 1416 gelang es schließlich König Sho Shin (auch Sho Hashi) die Inseln zu einigen. Zur Erhaltung des Friedens in der aufständischen Bevölkerung verbot er daraufhin das Tragen jeglicher Waffen. Durch das Waffenverbot erfreute sich die waffenlose Kampfkunst des Okinawa-Te erstmals wachsender Beliebtheit und viele ihrer Meister reisten nach China um sich dort durch das Training des chinesischen Chuan-Fa/Quan Fa fortzubilden.

1609 besetzte der japanische Satsuma-Clan die Inselkette und deren Statthalter auf Okinawa, Shimazu, verschärfte das Waffenverbot dahingehend, dass sogar der Besitz jeglicher Waffen, selbst Zeremonienwaffen, unter schwere Strafe gestellt wurde. Dies ging sogar soweit, dass einem Dorf nur ein Küchenmesser zugestanden wurde, das mit einem Seil an den Dorfbrunnen (oder an einer anderen zentralen Stelle) befestigt und streng bewacht wurde. Das verschärfte Waffenverbot sollte Unruhen und bewaffnete Widerstände gegen die neuen Machthaber unterbinden. Jedoch hatten japanische Samurai das Recht der sog. "Schwertprobe", dem zu Folge sie die Schärfe ihrer Schwertklinge an Leichen, Verwundeten oder auch willkürlich an einem Bauern erproben konnten, was auch vorkam. Die Annexion führte somit zu einer gesteigerten Notwendigkeit zur Selbstverteidigung, zumal damals auf dem feudalen Okinawa Polizeiwesen und Rechtschutz fehlten, die den einzelnen vor solchen Eingriffen schützen könnten. Der Mangel an staatlichen Rechtsschutzinstutionen und die gesteigerte Wehrnotwendigkeit vor Willkürakten der neuen Machthaber begründeten also einen Intensivierungs- und Subtilisierungsprozess des Te (= Kampfsystem) zum Karate (= Kampfkunst).

20. Jahrhundert

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde Karate stets im Geheimen geübt und ausschließlich von Meister zu Schüler weitergegeben. Im Jahre 1875 wurde Okinawa offiziell zu einer japanischen Präfektur erklärt. In dieser Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs, in der sich die okinawanische Bevölkerung den japanischen Lebensgewohnheiten anpasste und Japan sich nach jahrhundertelanger Isolierung wieder der Welt öffnete, begann Karate wieder stärker in die Öffentlichkeit zu drängen. Der Kommissar für Erziehung in der Präfektur Okinawa, Ogawa Shintaro, wurde 1890 während der Musterung junger Männer für den Wehrdienst auf die besonders gute körperliche Verfassung einer Gruppe junger Männer aufmerksam. Diese gaben an, auf der Jinjo Koto Grundschule im Karate unterrichtet zu werden. Daraufhin beauftragte die Lokalregierung den Meister Yasutsune Itosu damit, einen Lehrplan zu erstellen, der unter anderem einfache und grundlegende Kata (Heian) enthielt, aus denen er Taktik und Methodik des Kämpfens weitgehend entfernte und den gesundheitlichen Aspekt wie Haltung, Beweglichkeit, Gelenkigkeit, Atmung, Spannung und Entspannung in den Vordergrund stellte. Karate wurde dann 1902 offiziell Schulsport auf Okinawa. Dieses einschneidende Ereignis in der Entwicklung des Karate markiert den Punkt, an dem das Erlernen und Üben der Kampftechnik nicht mehr länger nur der Selbstverteidigung diente, sondern auch als eine Art Leibesertüchtigung angesehen wurde.

Gichin Funakoshi (1868 - 1957) der Vater des modernen Karate

Gichin Funakoshi, ein Schüler des Meisters Yasutsune Itosu, tat sich bei der Reform des Karate besonders hervor: Er begann Karate zu systematisieren und verstand es neben der reinen körperlichen Ertüchtigung auch als Mittel zur Charakterbildung. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts bereiste Funakoshi mit einer Auswahl seiner besten Schüler ganz Okinawa und hielt öffentliche Karate-Vorführungen ab. Im Jahre 1922 kam Funakoshi auf Einladung des damaligen Kronprinzen und späteren Kaisers Hirohito nach Tokio, um sein Karate in einem Vortrag zu präsentieren. Dieser Vortrag erfuhr großes Interesse und Funakoshi wurde eingeladen, seine Kunst zu unterrichten. Funakoshi gilt als Begründer des Shotokan Karate, wie es später genannt wurde. Es beinhaltet sämtliche ihm damals bekannten großen Stile des Ch`uan-fa (auch Kung Fu oder Kempo genannt). Okinawa hatte aber viele Meister des Okinawa-te. Alle hatten dabei ihre eigenen Vorstellungen und Erfahrungen. Als sie den Erfolg Funakoshis erkannten, folgten ihm einige nach Japan. So entstanden neben Funakoshis Shotokan-Stil drei weitere große Karatestilrichtungen: Gojo Ryu, Shito Ryu, Wado Ryu. Mehr zu den vier großen japanischen Karate-Stilrichtungen und ihren Begründern.

Über die Schulen kam Karate auch bald zur sportlichen Ertüchtigung an die Universitäten, wo damals zum Zwecke der militärischen Ausbildung bereits Jūdō und Kendō gelehrt wurden. Diese Entwicklung führte zur Anerkennung von Karate als „nationale Kampfkunst“ und war damit endgültig japanisiert.
Nach dem Vorbild des bereits im Jūdō etablierten Systems wurde im Laufe der dreißiger Jahre dann der Kimono oder Karate-Gi sowie die hierarchische Einteilung in Schüler- und Meistergrade, erkennbar an Gürtelfarben, im Karate eingeführt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg fand Karate über Hawaii sowie die amerikanische Besatzung Japans und insbesondere Okinawas im Laufe der fünfziger und sechziger Jahre als Sportart zunächst in den USA und dann auch in Europa eine immer stärkere Verbreitung.